2020 hielt Norbert Hofer die Eröffnungsrede beim Akademikerball (rechts im Bild Ball-Organisator Udo Guggenbichler), heuer wird das Walter Rosenkranz tun.

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Wer am Freitagabend weder den Akademikerball in der Hofburg noch die Protestkundgebungen dagegen beehrt, sollte einen Bogen um die Wiener Innenstadt machen. Mehr als 1000 Polizisten sollen dafür sorgen, dass es keine Ausschreitungen gibt. Die wichtigsten Fragen und die Antworten darauf:

Frage: Wann geht’s los?

Antwort: In chronologischer Reihenfolge beginnt der Abend bereits früh mit einer Sperre der Ringstraße zwischen Schottentor und Schwarzenbergplatz um 16.30 Uhr. Ab 17 Uhr tritt rund um die Hofburg ein Platzverbot in Kraft, das unter anderem auch Minoritenplatz, Michaelerplatz, den gesamten Heldenplatz, die Hofburg, den Burggarten und die Albertina betrifft. Die Hauptdemo gegen den Ball soll um 18 Uhr am Schottentor bei der Universität Wien losgehen und wird nördlich der polizeilichen Sperrzone bis zum Morzinplatz führen, wo sich das Denkmal zur Erinnerung an die Opfer der Gestapo befindet. Allgemeiner Balleinlass ist um 20 Uhr, eine Stunde später wird der Ball mit Fächerpolonaise und einer Eröffnungsrede beginnen.

Frage: Mit welchen Verkehrsbehinderungen ist zu rechnen?

Antwort: Mit dem Auto wird es schwer, durch die City zu kommen, da auch mehrere kleinere Demos unterwegs sein werden und Routen sich spontan ändern können. Weil an Freitagnachmittagen generell ein höheres Verkehrsaufkommen herrscht, rechnet der ÖAMTC mit Staus auf dem Rennweg, in der Prinz-Eugen-Straße, im Bereich Schwarzenbergplatz, in der Wiedner Hauptstraße, am Karlsplatz, auf der Zweierlinie, der Währinger Straße sowie auf der Linken und Rechten Wienzeile.

Frage: Und bei den Öffis?

Antwort: In der polizeilichen No-Go-Area fallen auch die oberirdischen Öffis aus, Straßenbahnen und Busse werden umgeleitet oder kurz geführt. U-Bahnen sind diesmal nicht beeinträchtigt – nur der in der Sperrzone befindliche Aufgang zum Minoritenplatz in der U3-Station Herrengasse bleibt zu.

Proteste beim bisher letzten Ball im Jahr 2020.
Foto: EPA / Florian Wieser

Frage: Seit wann gibt es den Ball, und warum ist er so umstritten?

Antwort: Der erste Ball fand 1952 statt, also als die Alliierten noch Österreich kontrollierten. Damals hieß er noch Wiener Korporations-Ball. Der Wiener Korporationsring ist ein Zusammenschluss von studentischen Verbindungen, hauptsächlich Burschenschaften, deutschnationalen Burschenschaften. Viele dieser Verbindungen sehen Österreich als Teil der deutschen Kultur, des deutschen Volkes an. Auf diesem Glauben an das gemeinsame "deutsche Volk" bauten auch die Nazis ihre menschenverachtende Ideologie auf.

Frage: Wie eng ist der Ball mit der FPÖ verbunden?

Antwort: Sehr eng. Er ist seit 2013 ein Ball der Wiener FPÖ-Landesgruppe. Bis dahin zeichnete eben der Wiener Korporationsring für den Burschenschafterball verantwortlich, der Ball war lange Jahre als WKR-Ball bekannt. Nach zunehmenden Protesten sprangen in den frühen 2010er-Jahren Sponsoren ab, und die Betreibergesellschaft der Hofburg stellte ein Ende des Balls in Aussicht. Daraufhin sprang die Wiener FPÖ als Veranstalterin ein. Ballorganisator ist der Wiener FPÖ-Gemeinderat und Landtagsabgeordneter Udo Guggenbichler.

Frage: Welche prominenten Gäste aus dem rechten und rechtsextremen Lager waren in der Vergangenheit eingeladen?

Antwort: Marine Le Pen von der rechtsextremen französischen Partei Front National war bereits auf der Gästeliste, Filip Dewinter vom belgischen Vlaams Belang ebenso wie der russische Rechtsextremist Alexander Dugin, der 2009 sogar als Ehrengast geladen war.

Frage: Welche Eklats gab es in der Vergangenheit?

Antwort: Der Vergleich der Ballgäste mit den Opfern der Shoa durch Heinz-Christian Strache sorgte 2012 für internationale Empörung. Weil man an Demonstrierenden vorbeimusste, befand Strache: "Wir sind die neuen Juden." DER STANDARD berichtetet damals erst erstes Medium von dem Eklat. Fünf Jahre später sagte Norbert Hofer in seiner Ballrede, er trage die deutsche Fahne mit Stolz und hoffe, dass sich Schwarz-Rot-Gold "wieder erheben" werde.

Frage: Wann sind die Protestkundgebungen eskaliert?

Antwort: 2014 kam es in der Wiener Innenstadt zu Ausschreitungen nach dem Ende der offiziellen Demo gegen den Ball. Eingeschlagene Schaufenster, ein brennender Mistkübel und beschädigte Autos sorgten für Aufregung. Die Polizei wurde wegen offensichtlich falscher Vorfeldeinschätzungen kritisiert.

Frage: Wie viel kostet der Polizeieinsatz?

Antwort: Im Jahr 2020 verzeichnete die Wiener Polizei 17.000 Einsatzstunden; der pauschalierte Stundensatz beträgt 31,10 Euro, macht also in Summe 528.700 Euro, die der Staat bezahlen musste.

Protest gegen die Teilnahme der russischen Delegation an der Wintertagung der OSZE in der Hofburg.
Foto: APA / Tobias Steinmaurer

Frage: Warum tauchte der Akademikerball zuletzt auch im Zusammenhang mit dem OSZE-Treffen in Wien auf?

Antwort: Weil die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ebenfalls in der Hofburg tagt, aber natürlich in anderen Räumlichkeiten. Umstritten war dabei die Teilnahme der russischen Delegation. Ukrainische Parlamentarier boykottierten die Veranstaltung und protestieren am Donnerstag vor der Hofburg. Außerdem war die Frage aufgetaucht, ob russische Delegationsvertreter am Akademikerball teilnehmen könnten. Was von russischer Seite verneint wurde. Das heimische Außenministerium stellte dazu fest, dass "die ausgestellten Visa lediglich die Teilnahme an der OSZE-Versammlung erlauben". Bei Missbrauch werde das Visum aufgehoben. (Colette M. Schmidt, Michael Simoner, 24.2.2023)